Endlich hebt Toni ab: Mit dem Kleinflugzeug, der Cessna 425, startet er Samstag pünktlich um 12 Uhr vom Stuttgarter Flughafen. Dabei steuern Toni und Mama Wencke kein normales Reiseziel an: weder geht es in die Niederlande noch nach Neuseeland. Ihr persönliches Reiseziel heißt Normalität
Fast die Hälfte seines knapp dreijährigen Lebens hat Toni in Kliniken verbracht. Er kam mit komplizierten Herzfehlern, einem Gendefekt und einer Fehlbildung des Magentrakts auf die Welt. Erst viele perationen machten es möglich, dass er über eine Sonde ernährt werden konnte. Doch dank der vielen Spenden, kann er nun das Essen lernen. Denn Essen, die natürlichste Sache der Welt, hat Toni nie gelernt, sein Schluckreflex ist von Geburt an gestört. Schmecken, ja, aber dann spuckt er alles wieder aus. Kauen und schlucken kann und mag er nicht. Weil er Angst vor dem Schlucken hat, denn mit Schlucken verbindet er nur Negatives. Die Magensonde – sein ständiger Begleiter.
Ab in den Urlaub der anderen Art. Auf, in die Esslernambulanz „notube“ in Graz. Bei „notube“ lernen Kinder, die bislang ausschließlich von der sterilen Sonde ernährt wurden, Essen zu riechen, zu spüren, zu schmecken. Essen mit allen Sinnen erfahren, das gehört zum Therapiekonzept. Statt auf Tischmanieren wird auf Spieltrieb und Entdeckungsdrang gesetzt. Innerhalb von 14 Tagen mit zusätzlicher sechsmonatiger online-Betreuung, lernt Toni hier Essen zu sich zu nehmen. Für die Mama Wencke Grobler wird das das Gefühl sein, ein Stück Normalität zurückzuerobern – ein Gefühl, was sie schon lange nicht mehr hatte, genau genommen drei Jahre nicht.
„Mein Mann Jason und ich möchten uns von ganzem Herzen bei den Spendern und Spenderinnen aus Rutesheim, Rosenfeld sowie Leidringen und Umgebung bedanken. Und natürlich auch bei den Organisationen, beim Hospiz Leonberg, beim Bundesverband Kinderhospiz und bei Flying Hope – ohne die großartige Unterstützung wäre diese Reise und die Therapie bei „notube“ nicht so schnell möglich gewesen“.
Es gibt allerdings noch einen weiteren, etwas ungewöhnlichen Passagier, der schon vor dem Flug etwas gelb im Gesicht aussieht: SpongeBob. Ein Geschenk für Toni vom Bundesverband Kinderhospiz. Marion Neumann ist zum Flughafen gefahren und will Toni persönlich verabschieden und das Geschenk überreichen: „SpongeBob ist ja nicht nur ein gelber Schwamm mit zwei irrwitzig großen Vorderzähnen – er ist einfach ein toller Charakter, mit seinem überschäumenden Frohsinn und Optimismus. Er steht für Hilfsbereitschaft und Mut. Ein perfekter neuer Begleiter für Toni, mit dem ich, mit dem alle MitarbeiterInnen vom Bundesverband Kinderhospiz mitfiebern und ihm wünschen, dass er sich Schritt für Schritt eine neue Welt erobern kann, und damit ein großes Stück Freiheit dazu gewinnt“, begeistert sich die Kursleiterin für Palliativ Care-Fortbildungen vom Bundesverband Kinderhospiz.